Dienstag, 3. Juni 2014

Birkenblätter Solarfärbung

Vergangenes Wochenende haben wir unser Lager beim Siegfriedspektakel in Xanten aufgeschlagen. Ich hatte ca. 400g getrocknete Birkenblätter und 400g gebeizte Wolle dabei. Ich wollte ausprobieren, ob man mit weicherem Wasser und einem Aluminiumtopf (der ja, da man mit Aluminium beizt, keine Farbveränderung verursachen sollte) ein schöneres Gelb hinbekommt.

Vorweg: Nö, es wird wieder Curry.


Ich hatte nur am Samstag Zeit für's Färben; ausgerechnet an dem Tag, an dem die Feuerstelle permanent mit dem Braten von Enten am Spieß belegt war. Also habe ich den Blättersud morgens in einem Tuch aufgekocht und eine Solarfärbung ausprobiert. Die Energie wird durch die Sonne gewährleistet, die an dem Tag auch fast durchgehend schien. Dauert dann zwar länger, aber das Ergebnis sprach trotzdem für sich.

Die zweite Fuhre von 200g wurde mal wieder blässlich graugelb, so dass ich sie mit Eisen zu Lindgrün entwickelt habe; ein Foto hab ich dazu nicht gemacht. Da es sich um Dochtwolle handelt, werde ich sie zum nadelbinden nutzen - wahrscheinlich werde ich in Mülheim Socken daraus machen.





Montag, 26. Mai 2014

Schultertuch

Mit meiner ersten mit Birke gefärbten Wolle habe ich direkt was neues ausprobiert, nämlich das Weben am Triloom. Ob das jetzt so authentisch ist weiß ich nicht; aber da ich ab und zu auf Märkten einen kalten Nacken und kalte Schultern habe, 400g gefärbte Wolle bei mir rumlagen und ich im Netz auf diese Webart gestoßen bin, hab ichs mal ausprobiert.

 Wie das Weben am Triloom funktioniert, wird hier auf Youtube ganz gut erklärt. Gebaut habe ich meinen Rahmen mit Fichtenholz und Drahtstiften; wichtig ist dabei nur, dass auf jeder Seite gleich viele Nägel sitzen (und dadurch der Abstand der Nägel zueinander auf der Hypothenuse größer wird, als der auf den Katheten).
Nach etwa zwei Stunden Arbeitszeit hatte ich mein erstes selbstgewebtes Tuch. Mit der Farbverteilung bin ich zwar nicht ganz zufrieden, das Gesamtergebnis kann sich aber durchaus sehen lassen. Die lange Kante ist etwa 1,2m lang und passt damit auch bequem über meine Schultern, so dass ich nicht mehr frösteln muss.
Ende der Woche werde ich nochmal Wolle mit Birke färben, und damit dann Fransen an die kurzen Seiten knoten.


Donnerstag, 22. Mai 2014

Birkenblätter

Mein allererster Färbeversuch sollte mit Birkenblättern sein - allein aus dem Grund, dass ich das "Entwickeln" der Farbe so spannend finde... und weil man Birkenblätter nunmal leicht bekommt. In meinem Fall hatte ich die Erlaubnis von einem Kollegen eines Freundes, Birken um ein paar Blätter zu erleichtern; das haben wir gestern gemacht. Ich habe leider erst hinterher gelesen, dass man Birkenblätter am besten im Juli sammelt, weil sie da ihre Farbstoffe am intensivsten herstellen - aber naja. Von einem allerersten Färbeversuch erwartet man auch nicht sooo viel.

Hier jedenfalls mein Ansatz:

  • 400g frische Birkenblätter, grob zerkleinert
  • 3,5L Wasser
  • 400g versponnene Wolle vom Milchschaf in 100g-Zügen
  • 150ml "Resi"

Sud, 1h gekocht, abgeseiht
Die Birkenblätter habe ich mit einem großen Messer gaaaanz grob zerkleinert, damit die Farbstoffe leichter austreten können, und sie über Nacht mit 3,5L kochendem Wasser in einem Edelstahltopf eingeweicht. Jedenfalls hat das Wasser am Anfang noch gekocht, am nächsten Morgen war es immernoch deutlich spürbar warm.
Diese Brühe habe ich, immernoch mit den Blättern darin, etwa eine Stunde lang köcheln lassen, und dann die Blätter abgeseiht. Den Sud habe ich abkühlen lassen, um meine Wolle keinem allzu großen Temperaturunterschied auszusetzen. Dafür habe ich ein paar Eiswürfel in den Sud gegeben und ein nasses Geschirrtuch um den Topf gebunden... Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber ich war der Meinung, dass es nach einer Stunde deutlich abgekühlt war - genug, um die Wolle mit gutem Gewissen hinein zu legen. Auf Stufe 3 von 6 habe ich das Wasser wieder zum kochen gebracht (ca. 30 Minuten), und die Wolle danach eine Stunde auf Stufe 1 weiterköcheln/sieden lassen. Geringere Temperaturen reichen wohl auch, aber das hatte ich mit der Menge an Wasser einfach nicht raus - war ja auch mein erster Versuch ;)
v.l.n.r.: 1. Zug - 2. Zug, mit Eisen entwickelt - 3./4. Zug, mit Eisen entwickelt
Die Wolle hatte, statt des erwarteten Sonnengelb, eher ein Maigrün angenommen (links im Bild). Auch nicht wirklich hässlich! Also ab mit dem zweiten Zug, der exakt (aber wirklich auf den Punkt genau) die gleiche Farbe angenommen hatte - obwohl ich ihn etwa 4 Stunden mit dem Sud zusammen auskühlen ließ, da ich unterwegs war. Der Sud war danach deutlich dünner, und weil ich gerne rumexperimentiere, habe ich die beiden letzten gebeizten 100g-Stränge mit einer Hand voll Birkenblätter in den Topf gegeben und eine Kontaktfärbung von etwa 1,5h versucht. Da die Blätter schon vorher im Sud waren, war wohl nicht mehr allzu viel Farbstoff in ihnen - jedenfalls fielen die beiden letzten Stränge sehr, sehr blass aus und zeigten ein eher schmutziges, pastelliges graugelbgrün. Da mir diese Ausrede von einer Farbe so überhaupt nicht gefiel, habe ich erstens kein Foto davon gemacht, und zweitens "Resi" in den Topf geschüttet. Resi ist meine Abkürzung für "Rost-Essig"; da man mit Eisen einige Farben nachentwickeln kann, habe ich eine riesige rostige Schraube in Essig eingelegt, bis sie wieder blank, der Essig dafür dunkelbraun war. Den Essig habe ich etwa 1:3 mit Wasser verdünnt, und davon etwa ein Glas voll in die Küpe geschüttet. Wie viel Eisen das war, kann ich also nicht genau sagen.
Nach mehrerem Rühren verfärbte sich das hässliche graugelbgrün in ein pastelliges Lindgrün (ganz rechts im Bild). Zwar immernoch blass, aber immerhin als Farbe identifizierbar!
Weil ich von der Farbentwicklung begeistert war, habe ich einen der beiden maigrünen Stränge auch noch in dem Sud entwickelt, und er ergab ein wuuuuuunderbares, sattes Olivgrün (mittig im Bild)! Die Entwicklung fand bei mir allerdings schon im Topf statt, nicht erst an der Luft, so wie andere es beschreiben... Vielleicht habe ich in meiner Anfänger-Neugierde zu viel an der Wolle rumgefudelt, und dadurch Sauerstoff reingebracht... Bei dieser Färbung war es jedenfalls egal, das Ergebnis ist klasse.

Nachtrag:
Den ersten Zug (links im Bild) habe ich heute früh, also einen Tag später, doch nochmal nachentwickelt. Dazu habe ich ihn einfach in den kalten, rostigen Sud von gestern geschmissen (in dem über Nacht auch noch die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung waren), und ihn etwa eine halbe Stunde auf etwa 60°C erhitzt (gerade noch mit der Hand anfassbar). Der Farbumschlag kam wieder im Topf statt an der Luft, diesmal ein extrem sattes, richtig dunkles olivgrün. Vielleicht liegt das daran, dass ich den Zug sozusagen nochmal überfärbt habe - die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung haben über Nacht bestimmt nochmal einiges an Farbstoffen abgegeben.
mittig jetzt der nachentwickelte erste Zug mit einem unentwickelten Faden

So oder so, es passt jetzt viel besser mit dem Lindgrün zusammen, da es nicht mehr so gelbstichig ist - ich weiß auch schon, was ich aus der Wolle machen will :D


Warum Beizen?

Im Normalfall soll Wolle (Seide, etc) vor dem Färben "gebeizt" werden, um die Farbe besser aufnehmen und halten zu können. Was genau beim Beizen passiert kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen, und berufe mich da auch nur auf Internetquellen. 

Prinzipiell scheint es aber so zu sein: Man nimmt eine Substanz, die Metallionen enthält (Alaun z.B enthält Aluminium); diese binden beim Beizen an die Proteinfasern der Wolle. Beim Färben kann der Farbstoff sich an die Metallionen binden und bleibt somit in der Wolle. Eine Fixierung mit Essig ist nicht nötig, das dient nur der Pflege der Faser, damit sie wieder weich wird. Je nach verwendetem Beizmittel wird die spätere Farbe bzw. deren Intensität anders. Alaun scheint deswegen so oft genommen zu werden, weil es umweltfreundlicher ist als Kupfer, die Farbintensität aber auch nicht so beeinflusst wie beispielsweise Eisen. 
Dass der Farbstoff sich mit dem Metall verbindet führt auch dazu, dass man die Wolle nach dem Beizen auswaschen sollte. Sonst befinden sich noch ungebundene Ionen in der Wolle, die wiederum Farbstoffe aus der Küpe "klauen" könnten und die gesamte Färbung damit ineffizienter machen. 

Weitere Infos zum Beizen und ein paar Rezepte, sowie andere nützliche Tips und Anregungen gibt's hier: eberhardprinz.de

Alaun-Kaltbeize

Das Rezept ist übernommen von eberhardprinz.de. Allgemeine Infos zum Beizen habe ich hier zusammengefasst.

Für 5L Kaltbeize benötigt man:

  • Gefäß mit mindestens 7L Fassungsvermögen (z.B. gut gereinigter Farbeimer, oder ein Mischeimer aus dem Baumarkt)
  • 100g Alaun
  • 73ml Essigessenz (25%)
  • 31g NaCO (Soda)
  • 10g Weinsteinsäure
  • und ca. 5L Wasser, am besten sauberes Regenwasser.

Das Alaun wird in 1L warmem Wasser gelöst. Der Essig wird dazugegeben; ich habe statt der 73ml einfach 73g genommen, das war einfacher abzuwiegen (die Dichte von Essigsäure ist 1,05g/cm^3, die von Wasser 1,00g/cm^3. Da wir nicht auf den ml genau die 5L am Ende abmessen, ist der Dichte- und somit Messunterschied von einigen Nachkommastellen meiner Meinung nach vernachlässigbar - und geklappt hat das Beizen so auch).
Das Sodapulver wird in einem weiteren Liter Wasser aufgelöst und langsam zur Alaunlösung gegeben. Kippt man es zu schnell rein, schäumt es extrem auf, also lieber vorsichtig sein. Schließlich wird die Weinsteinsäure dazugerührt und das Ganze mit Wasser auf 5L aufgefüllt. Im Idealfall hat man jetzt eine milchige Flüssigkeit, in der man seine Wolle beizen kann. Die angesetzte Menge reicht angeblich für bis zu 10kg trockene Wolle.
5L Kaltbeize mit 200g verzwirnter Wolle
Die (möglichst gewaschene) Wolle kann nun direkt in die Beize. Man drückt sie so lange unter, bis keine Blasen mehr an die Oberfläche steigen, und sie von der Beize bedeckt bleibt. Ich lege immer einen Teller darauf, um Arbeitszeit zu sparen.
Je nach Alter der Beize bleibt die Wolle 12 Stunden bis zu einer Woche in der Lösung. Die Beize ist über Monate hinweg haltbar (ggf. umrühren, wenn sich was absetzt), und mehrfach verwendbar. Wenn man sie also in einem verschließbaren Gefäß ansetzt, hat man - je nach Wollmenge - erstmal Ruhe.
Nach dem Beizen spült man die Wolle gründlich aus, um die ungebundenen Aluminiumreste aus ihr zu entfernen. Danach kann man sie entweder direkt in die Färbeflotte geben, oder trocknen und sich einen Vorrat an gebeizter Wolle schaffen.

Bei meinem ersten Versuch setzte sich ziemlich schnell ein weißer Schleier am Boden des Eimers ab, vermutlich wegen zu viel Soda. Ich habe die Wolle deswegen so oft wie möglich ein wenig untergetaucht und leicht bewegt, so dass die ganze Lösung wieder milchig wurde. Meinen Färbungen hat das keinen Sichtlichen Abbruch getan, aber schöner ist es, wenn das nicht passiert - schon allein, weil die Wolle (zum Glück schon versponnen) dadurch ein wenig verfilzt ist
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Motivation

Seit etwa 4 Jahren schreibe ich keine Blogs mehr... Warum ich jetzt wieder damit anfange, hat einen eher praktischen Nutzen; dazu erstmal der "kleine" Hintergrund:

 Seit 2010 bin ich bei einer Mittelalter-Reenactment-Gruppe, den "Aquilae Dispergii" (lat.: Die Adler Duisburgs). Wenn wir also so auf Mittelaltermärkte fahren, da buchstäblich unsere Zelte aufschlagen und für etwas Ambiente zwischen den Fressbuden, Marktständen, Schänken und noch mehr Fressbuden sorgen, hat man nicht sooo viel zu tun - also sucht man sich ein Hobby für's Hobby, und orientiert sich dabei auch gerne bei den anderen Lagern. Im September 2013 kam dann eine Freundin aus einem anderen Lager vorbei und zeigte mir, wie man mit der Handspindel spinnt.
Über den Winter hatte ich genug Zeit, neben dem Spinnen selber auch die Vorbereitung der Wolle kennen zu lernen (zupfen, waschen, kardieren, verfluchen :D), und über kurz oder lang landet man dann sowieso immer beim Färben.

 Und da bin ich jetzt. Färben. Möglichst authentisch mit Pflanzenfarben.

Heute habe ich meinen ersten Versuch mit Birkenblättern und 400g gesponnener Milchschafwolle gestartet; um meine Ergebnisse so reproduzierbar wie möglich zu machen (Berufskrankheit xD), hatte ich mir schon ein Word-Dokument angelegt - und das postwendend als zu übersichtlich befunden. Ich wollte einerseits eine Bildbank haben um zu sehen, welche Pflanze welche Farbnuance hervorruft. auf Dauer wollte ich aber auch umgekehrt sehen, welche Farbe durch welche Pflanzen erzielt werden kann. Und alles doppelt in ein Dokument schreiben... Nee, danke. Da sind mir dann die nützlichen kleinen Labels eingefallen, die man bei Blogs setzen kann - kostenlos, einfach, mach ich. Kurz und knapp: Dieses Blog dient hauptsächlich mir selbst als eine Art kleines Färberezeptebuch. Öffentlich ist es trotzdem, da ich die meisten meiner Infos aus eben solchen Blogs bezogen habe. Man kann schließlich auch hervorragend aus den Fehlern anderer lernen, oder sich von Färbungen inspirieren lassen. Da ich selber Neuling auf dem Gebiet bin und jeden kleinen Schritt aufzuschreiben versuche, können andere Frischlinge vielleicht aus meinen Fehlern lernen.

 Also dann - ran ans Layout und die ersten Posts ;D