Mein allererster Färbeversuch sollte mit Birkenblättern sein - allein aus dem Grund, dass ich das "Entwickeln" der Farbe so spannend finde... und weil man Birkenblätter nunmal leicht bekommt. In meinem Fall hatte ich die Erlaubnis von einem Kollegen eines Freundes, Birken um ein paar Blätter zu erleichtern; das haben wir gestern gemacht. Ich habe leider erst hinterher gelesen, dass man Birkenblätter am besten im Juli sammelt, weil sie da ihre Farbstoffe am intensivsten herstellen - aber naja. Von einem allerersten Färbeversuch erwartet man auch nicht sooo viel.
Hier jedenfalls mein Ansatz:
- 400g frische Birkenblätter, grob zerkleinert
- 3,5L Wasser
- 400g versponnene Wolle vom Milchschaf in 100g-Zügen
- 150ml "Resi"
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Sud, 1h gekocht, abgeseiht |
Die Birkenblätter habe ich mit einem großen Messer gaaaanz grob zerkleinert, damit die Farbstoffe leichter austreten können, und sie über Nacht mit 3,5L kochendem Wasser in einem Edelstahltopf eingeweicht. Jedenfalls hat das Wasser am Anfang noch gekocht, am nächsten Morgen war es immernoch deutlich spürbar warm.
Diese Brühe habe ich, immernoch mit den Blättern darin, etwa eine Stunde lang köcheln lassen, und dann die Blätter abgeseiht. Den Sud habe ich abkühlen lassen, um meine Wolle keinem allzu großen Temperaturunterschied auszusetzen. Dafür habe ich ein paar Eiswürfel in den Sud gegeben und ein nasses Geschirrtuch um den Topf gebunden... Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber ich war der Meinung, dass es nach einer Stunde deutlich abgekühlt war - genug, um die Wolle mit gutem Gewissen hinein zu legen. Auf Stufe 3 von 6 habe ich das Wasser wieder zum kochen gebracht (ca. 30 Minuten), und die Wolle danach eine Stunde auf Stufe 1 weiterköcheln/sieden lassen. Geringere Temperaturen reichen wohl auch, aber das hatte ich mit der Menge an Wasser einfach nicht raus - war ja auch mein erster Versuch ;)
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v.l.n.r.: 1. Zug - 2. Zug, mit Eisen entwickelt - 3./4. Zug, mit Eisen entwickelt |
Die Wolle hatte, statt des erwarteten Sonnengelb, eher ein Maigrün angenommen (links im Bild). Auch nicht wirklich hässlich! Also ab mit dem zweiten Zug, der exakt (aber wirklich auf den Punkt genau) die gleiche Farbe angenommen hatte - obwohl ich ihn etwa 4 Stunden mit dem Sud zusammen auskühlen ließ, da ich unterwegs war. Der Sud war danach deutlich dünner, und weil ich gerne rumexperimentiere, habe ich die beiden letzten gebeizten 100g-Stränge mit einer Hand voll Birkenblätter in den Topf gegeben und eine Kontaktfärbung von etwa 1,5h versucht. Da die Blätter schon vorher im Sud waren, war wohl nicht mehr allzu viel Farbstoff in ihnen - jedenfalls fielen die beiden letzten Stränge sehr, sehr blass aus und zeigten ein eher schmutziges, pastelliges graugelbgrün. Da mir diese Ausrede von einer Farbe so überhaupt nicht gefiel, habe ich erstens kein Foto davon gemacht, und zweitens "Resi" in den Topf geschüttet. Resi ist meine Abkürzung für "Rost-Essig"; da man mit Eisen einige Farben nachentwickeln kann, habe ich eine riesige rostige Schraube in Essig eingelegt, bis sie wieder blank, der Essig dafür dunkelbraun war. Den Essig habe ich etwa 1:3 mit Wasser verdünnt, und davon etwa ein Glas voll in die Küpe geschüttet. Wie viel Eisen das war, kann ich also nicht genau sagen.
Nach mehrerem Rühren verfärbte sich das hässliche graugelbgrün in ein pastelliges Lindgrün (ganz rechts im Bild). Zwar immernoch blass, aber immerhin als Farbe identifizierbar!
Weil ich von der Farbentwicklung begeistert war, habe ich einen der beiden maigrünen Stränge auch noch in dem Sud entwickelt, und er ergab ein wuuuuuunderbares, sattes Olivgrün (mittig im Bild)! Die Entwicklung fand bei mir allerdings schon im Topf statt, nicht erst an der Luft, so wie andere es beschreiben... Vielleicht habe ich in meiner Anfänger-Neugierde zu viel an der Wolle rumgefudelt, und dadurch Sauerstoff reingebracht... Bei dieser Färbung war es jedenfalls egal, das Ergebnis ist klasse.
Nachtrag:
Den ersten Zug (links im Bild) habe ich heute früh, also einen Tag später, doch nochmal nachentwickelt. Dazu habe ich ihn einfach in den kalten, rostigen Sud von gestern geschmissen (in dem über Nacht auch noch die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung waren), und ihn etwa eine halbe Stunde auf etwa 60°C erhitzt (gerade noch mit der Hand anfassbar). Der Farbumschlag kam wieder im Topf statt an der Luft, diesmal ein extrem sattes, richtig dunkles olivgrün. Vielleicht liegt das daran, dass ich den Zug sozusagen nochmal überfärbt habe - die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung haben über Nacht bestimmt nochmal einiges an Farbstoffen abgegeben.
So oder so, es passt jetzt viel besser mit dem Lindgrün zusammen, da es nicht mehr so gelbstichig ist - ich weiß auch schon, was ich aus der Wolle machen will :D
Nachtrag:
Den ersten Zug (links im Bild) habe ich heute früh, also einen Tag später, doch nochmal nachentwickelt. Dazu habe ich ihn einfach in den kalten, rostigen Sud von gestern geschmissen (in dem über Nacht auch noch die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung waren), und ihn etwa eine halbe Stunde auf etwa 60°C erhitzt (gerade noch mit der Hand anfassbar). Der Farbumschlag kam wieder im Topf statt an der Luft, diesmal ein extrem sattes, richtig dunkles olivgrün. Vielleicht liegt das daran, dass ich den Zug sozusagen nochmal überfärbt habe - die Birkenblätter aus der Kontaktfärbung haben über Nacht bestimmt nochmal einiges an Farbstoffen abgegeben.
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mittig jetzt der nachentwickelte erste Zug mit einem unentwickelten Faden |
So oder so, es passt jetzt viel besser mit dem Lindgrün zusammen, da es nicht mehr so gelbstichig ist - ich weiß auch schon, was ich aus der Wolle machen will :D
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